3. SONNTAG in der Osterzeit
Evangelium nach Johannes (21, 1-14)
Wieder einmal machen die Jünger die Erfahrung, dass Jesus - nach seinem Tod - lebendig unter ihnen anwesend ist. „Dies war das dritte Mal, dass Jesus sich seinen Jüngern zeigte, nachdem er von den Toten auferstanden war“, heißt es. Das ist merkwürdig. Da müssten diese Männer doch anders reagieren?
Diese Freunde von Jesus sind nach den Turbulenzen von Ostern in ihr Alltagsleben als Fischer zurückgekehrt. Sie fahren aus, um Fische zu fangen, wie üblich bei Nacht, um mit Blendleuchten die Fische an die Oberfläche zu locken. Dass sie bei Nacht buchstäblich nichts gefangen haben sollen, ist an sich schon ungewöhnlich genug; dass sie dann aber am Morgen Jesus am Ufer stehen sehen, ohne ihn zu erkennen - obwohl sie ihm schon zweimal begegnet sind -, das muss mehr als befremden.
Dann fahren sie auf Weisung von Jesus nochmals hinaus, und fangen auf der rechten Seite des Bootes - warum ausdrücklich auf der rechten Seite? - eine Überfülle von Fischen - genau 153 große Fische. Und jetzt erst erkennt einer der Jünger, offenbar jemand, der Jesus besonders nahe stand, ihn aus der Ferne und erklärt plötzlich : "Es ist Jesus, der Herr!"
Und weiter: Die Jünger können das überfüllte Netz nicht ins Boot hieven und müssen es hinter sich herziehen. Aber dann stellt sich heraus, dass sie sich die Mühe des Fischfangs hätten ersparen können, denn es liegen schon Fisch und Brot auf einem Kohlenfeuer. Trotzdem soll sie noch von den frisch gefangenen Fischen dazubringen. Und da schafft Petrus es, ganz allein das prallgefüllte Netz ans Land zu ziehen.
Die Jünger sitzen dann vertrauensvoll mit Jesus zusammen und lassen ihn Gastgeber sein. Genauso wie beim letzten Abendmahl verteilt Jesus das Brot und die Fische. Sie trauen sich nicht zu sagen, dass es Jesus ist, aber sie wissen es.
Diese Auferstehungserscheinung geschieht nicht an einem heiligen Ort, etwa in einer Synagoge oder gar im Tempel von Jerusalem. Sie geschieht am Arbeitsplatz, mitten im Alltagsleben. In dieser Szene steckt viel Unlogisches, ja Widersprüchliches. Sie ist ja keine exakte Beschreibung von dem, was passiert ist, sondern eine sehr symbolische Erzählung, die eine Glaubensüberzeugung ausdrüken will.
Wir können jetzt nicht auf alle Details eingehen. Mich spricht aber besonders an: Jesus steht, unerkannt, am Ufer. Er schaut von weitem zu, wie die Jünger sich abmühen. Ist das nicht auch unsere Erfahrung? Jesus ist zwar da, aber wir erkennen ihn nicht, er ist am Ufer, am Rande unserer alltäglichen Beschäftigungen, er steht außerhalb. Wir denken nicht an ihn. Wäre ist nicht sinnvoll ihn mehr in unser Bewusstsein zu rufen, ihn mitten in unsere gewöhnlichen Beschäftigungen einzubeziehen und ihn zu fragen, wie er jetzt reagieren und entscheiden würde?
Vielleicht lädt er auch uns dazu ein, unsere Netze auf die andere Seite zu werfen, gerade wenn wir das Gefühl haben, irgendwie „erfolglos“ zu sein. Vielleicht lädt er uns ein, anders vorzugehen, anderes auszuprobieren als wir es z.B. in unserer Pfarrgemeinde immer tun? Vielleicht „bringt“ das dann mehr?
Es ist gut, dass wir uns ab und zu mit Jesus zusammensetzen und uns von ihm Brot und Fisch, d.h. Nahrung anbieten lassen, mit ihm Mahl halten. Dann ist er da. Er ist eine Wirklichkeit, die unserem Leben Kraft gibt.
Ist es nicht das, was der Evangelist Johannes uns mit dieser Erzählung sagen will?